Mittwoch, 10. Juni 2009

Was liest ein Amateurphilosoph eigentlich?

Die Frage bezieht sich jetzt auch mehr auf den philosophischen Bereich, ich habe - im Moment zumindest - also nicht die Absicht, hier lang auszubreiten, was ich überhaupt so alles lese.
Es soll also um den mehr oder weniger philosophischen Bereich gehen. Da ist man als Amateurphilosoph erst mal in der Hinsicht gut dran, daß man manches nicht unbedingt lesen muß... denn Heidegger etwa scheint nun wahrlich kein Zuckerschlecken zu sein. Die armen Philosophiestudenten!
Wenn man so wie ich gern einmal über die Dinge nachgrübelt, ohne sich gleich meterweise schwer lesbare Bücher ins Regal zu stellen, sind natürlich Bücher, die eine Übersicht geben, sehr nützlich, Sekundärliteratur also. Die ist sicher kein Ersatz dafür, sich das eine oder andere Buch dann doch mal selbst vorzunehmen, aber eine Philosophiegeschichte oder etwas in der Art kann sehr nützlich sein, wenn man als Laie vor der Frage steht, an welchen Philosophen man sich mal heranwagen möchte...

Ganz wunderbar in dieser Beziehung finde ich Hans Joachim Störigs "Kleine Weltgeschichte der Philosophie". Zum einen ist dieses sehr empfehlenswerte Buch wirklich gut lesbar, außerdem widmet Störig auch den indischen und fernöstlichen Philosophen, die in westlichen Büchern gern mal vergessen werden, entsprechende Kapitel, und dann geht er auch auf Entwicklungen in der Naturwissenschaft ein sowie darauf, wie diese auf die Entwicklung der Philosophie ausstrahlen.
Gut lesbar ist auch Wilhelm Weischedels "Die philosophische Hintertreppe", allerdings ist dies eines der Bücher, in denen die indischen und chinesichen Denker völlig ignoriert werden, und Querverbindungen zur Naturwissenschaft spielen auch kaum eine Rolle. Diese wiederum tauchen im "dtv-Atlas zur Philosophie" auf, allerdings ist die dortige Darstellung recht knapp, und die dtv-Atlanten-typische Gegenüberstellung von Text und Illustrationen funktioniert nicht immer gleich gut: beim Höhlengleichnis erhöht das sicher die Anschaulichkeit, die Illustrationen zu Heidegger machen dagegen auch nichts verständlicher.
Kurz und gut: von diesen drei Büchern würde ich ganz klar den Störig empfehlen.

Was man dann an Werken wirklich selbst liest, hängt auch ein wenig von den eigenen Vorlieben und Interessen ab. Ich habe mich vor sehr vielen Jahren mal an Kants "Kritik der reinen Vernunft" gewagt, inzwischen aber so viel vergessen, daß ich mir dieses dicke und schwierige Buch eigentlich noch mal komplett von vorn vornehmen müßte, um wirklich etwas sinnvolles dazu sagen zu können. Mit Sartres "Das Sein und das Nichts" sieht es ähnlich aus: irgendwann mal gelesen, wenig behalten. Leichter zugänglich als Sartre und vor allem auch einfacher verständlich ist der Kollege Camus, der etwa "Der Mythos von Sisyphos" und "Der Mensch in der Revolte" geschrieben hat - besonders letzteres gehört zu den philophischen Büchern, die mich am meisten beeindruckt haben. Mein vielleicht liebstes philosophisches Werk ist aber Schopenhauers "Die Welt als Wille und Vorstellung", wenngleich auch hier eine erneute Lektüre eigentlich überfällig ist. Schopenhauer knüpft an Kant an, ist diesem aber zumindest stilistisch überlegen. Vor allem aber ist es wohl Schopenhauers düsterer Pessimismus, der mich so angesprochen hat.
Edmund Husserl fand ich dagegen ausgesprochen langweilig, wozu sein trockener Stil einiges beiträgt, während Nietzsche und Kierkegaard (die ich beide aber auch nur vorsichtig beschnuppert habe) deutlich fesselnder sind, auch wenn sie mir inhaltlich eher fremd sind.
Auf alle Fälle lesenswert sind noch die "Selbstbetrachtungen" des römischen Kaisers Marc Aurel, die eigentlich Pflichtlektüre für alle Politiker sein müßten. Demnächst will ich mal mit Platon und Aristoteles mein Glück versuchen.

Dies nur so als kleine (nicht ganz vollständige) Übersicht, was ich mal zumindest versuchsweise gelesen habe. Aber, wie gesagt: um herauszufinden, was für Werke einen ansprechen könnten, ist die Sekundärliteratur unter Umständen sehr hilfreich.

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